Bildung in Hilden: Gleiche Chancen für alle Kinder

Der Schul- und Sportausschuss entscheidet in seiner heutigen Sitzung über die Einrichtung einer weiteren Parallelklasse an der katholischen Astrid-Lindgren-Schule. Die große Mehrheit der Hildener Grundschulleitungen spricht sich klar gegen eine zusätzliche Eingangsklasse aus. Auch die zuständige Schulrätin empfiehlt, am Schulentwicklungsplan festzuhalten.

Deutlich mehr Grundschüler als sonst werden in diesem Jahr eingeschult (2021 waren es 472, 2022 sind es 518). Die Astrid-Lindgren-Schule hat 21 Anmeldungen mehr als Plätze zur Verfügung stehen – und laut eigener Aussage auch die nötige Infrastruktur, um eine zusätzliche Eingangsklasse zu bilden. Die CDU Hilden hat daraufhin eine Sondersitzung des Schul- und Sportausschusses einberufen und beantragt, eine dritte Eingangsklasse an der Astrid-Lindgren-Schule zu bilden.

Doch das soll nur im Ausnahmefall ermöglicht werden, hat die Politik 2018 mit dem Schulentwicklungsplan mehrheitlich beschlossen. „Der Einstieg in eine Mehrklasse wäre der Ausstieg aus dem Schulentwicklungsplan, mit allen Konsequenzen, die hinlänglich politisch diskutiert worden sind. Bisherige Bauplanungen oder Baufertigstellungen wären gegebenenfalls obsolet. Der Planungsansatz wäre erheblich beschädigt, die überwiegende Einheit der Schullandschaft könnte zerbrechen. Das Ergebnis wäre auch, hinter dem sich stetig wandelnden Elternwillen her zu bauen. Dies wäre nicht zu finanzieren“, erklärt Schuldezernent Sönke Eichner.

Auch die Schulrätin empfiehlt in einer Stellungnahme „die Schulentwicklungsplanungen einzuhalten und somit eine Verteilung der Schulanfängerinnen und Schulanfänger an allen Hildener Grundschulen zu gewährleisten“.

Bis auf die Schulleitung der Astrid-Lindgren-Schule sprechen sich alle Leiterinnen und Leiter im Grundschulbereich für die Fortführung der Schulentwicklungsplanung und gegen die Mehrklassenbildung aus. Renate Coenen vom Grundschulverbund Schulstraße schreibt in der gemeinsamen Stellungnahme der Grundschulleitungen: „Der Schulentwicklungsplan bietet die Voraussetzung für eine stabile Schulentwicklung in Hilden und für die Standortsicherung aller Grundschulen. Durch die vielen Kinder mit besonderen Bedarfen fehlt an den Schulen des Gemeinsamen Lernens, wenn nicht gegengesteuert wird, eine gesunde Durchmischung. Es ist wichtig, dass gerade die Schulen des Gemeinsamen Lernens gestärkt werden, damit die Kinder mit Bedarfen sich auf viele Klassen verteilen und so alle Kinder optimal gefordert und gefördert werden können.“ Sie befürchtet, dass durch die Mehrklasse an der ALS vor allem der Standort Schulstraße geschwächt wird. Dort seien „aktuell 45 Kinder für das Schuljahr 2022/23 angemeldet. Durch Rückstellungen (zwei Schüler) und voraussichtlicher Beschulung am Förderzentrum Mitte oder der Schule für geistige Entwicklung (zwei Schüler) verringert sich die Anzahl auf 41 Kinder. Zehn dieser SchülerInnen haben als Wunschschule die Wilhelm-Busch-Schule angegeben. Sollten die ALS eine dritte Eingangsklasse bilden, so werden diese zehn SchülerInnen voraussichtlich wieder zurück an die WBS gehen. An der Schulstraße würden mit 31 verbleibenden SchülerInnen im besten Fall zwei sehr kleine Eingangsklassen gebildet werden können. Diese Klassen würden dann sowohl viele Kinder mit Migrationshintergrund als auch mehrere Kinder mit einem erhöhten Förderbedarf besuchen. Eine Heterogenität wäre nicht gegeben.“

„Die Kinder in Hilden müssen an allen Schulen die gleichen Chancen haben“, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende Kevin Buchner. „Es ist nachvollziehbar, dass die Eltern im Hildener Süden ihr Kind an ihrer Wunschschule einschulen wollen. Wir als Politik müssen aber alle Kinder im Blick haben und ihnen die bestmögliche Bildung ermöglichen. Dies kann nur durch eine heterogene Schullandschaft auf Grundlage der Schulentwicklungsplanung geschehen, die von den Schulleitungen ausdrücklich unterstützt wird. Wir können an der Astrid-Lindgren-Schule keine Heterogenität ermöglichen, die andere Schulstandorte gefährdet, denn anders als an den Gemeinschaftsgrundschulen ist die Heterogenität nicht Ziel einer konfessionellen Schule. Hier ist die Glaubenszugehörigkeit vorrangiges Aufnahmekriterium.“

Die SPD Ratsfraktion wird die Einrichtung einer weiteren Parallelklasse an der Astrid-Lindgren-Schule daher ablehnen.