Die Nazidiktatur

Am 1. April 1933 entmachtete sich der Stadtrat ohne KPD und SPD selbst, indem er alle Vollmachten einem Beschlussausschuss mit NSDAP-Mehrheit übertrug. Seit dem 2. Juni 1933 wurden auch die Hildener Sozialdemokraten zu politisch Verfolgten und teilweise zu Gefangenen. Manche wurden eingekerkert und gefoltert. Ein öffentliches Parteileben konnte für die Sozialdemokraten nicht mehr stattfinden, dennoch trafen sich konspirativ Diskussionsrunden, unter anderem mit Heinrich Strangmeier, im privaten Kreis.

Heinrich Strangmeier, Leiter der Hildener Stadtbücherei, der Sympathisant, aber kein Mitglied der SPD war, galt als ein sozialdemokratisch angehauchter Liberaler. Am 4. April 1933 meldete die Lokalpresse die erste Bücherverbrennung in Wuppertal. Entsetzt darüber, dass sowohl NSDAP-Funktionäre als auch Hildener Bürger das Verbrennen von Büchern verlangten, die sie nie gelesen hatten, handelte er: Alle Bücher mit sozialistischem und kommunistischem Inhalt sowie alle Bücher deutscher, ausländischer und jüdischer Schriftsteller entfernte er aus der Stadtbücherei. Er fingierte einen Barverkauf, den „Verkaufserlös“ zahlte er aus eigener Tasche. Das gefährdete Schriftgut landete in der ostwestfälischen Heimat Strangmeiers, in einem guten Versteck. Mit dieser Aktion riskierte Strangmeier Kopf und Kragen. Einige wenige Eingeweihte, darunter sein Freund Robert Gies und sein jüdischer Hauswirt Jakob Schmitz, rieten ihm dringend, in die NSDAP einzutreten, damit er über jeden Verdacht erhaben war. Er wurde „Parteigenosse“, ohne die Gesinnung zu wechseln. Nach den Büchern fragte niemand mehr.

Der Verfolgungsdruck der Nazis war enorm. Aus Angst um das Leben ihres Mannes setzte Rosa Gies durch, dass sie ihre Wohnung verließen, um sich zunächst bei ihren Eltern und später in Ohligs zu verstecken. Nicht nur Rosa und Robert Gies verließen zeitweise Hilden, sondern auch Wilhelm Kremers und Josef Kremer mit ihren Familien.