Erster Einzug in den Stadtrat

1910 aber stellte sich der bis dahin größte politische Erfolg der Hildener Sozialdemokratie ein. Schon im ersten Wahlgang zum Stadtparlament am 1. Dezember 1910 erzielten der Maurer Ernst Hannemann und der Metallarbeiter Ernst Peekhaus 461 beziehungsweise 458 Stimmen. Obwohl die städtische Politik klar konservativ geprägt war, gelang in der Stichwahl gegen die Kandidaten des katholischen Zentrums ein Sieg. Der Einzug in das Stadtparlament erfolgte schließlich am 23. Januar 1911. Die Ratsmehrheit verweigerte jedoch den beiden SPD-Stadtverordneten jede Zusammenarbeit. Beide konnten nur aus einer isolierten Position heraus für ihre Ziele kämpfen. Trotzdem setzten sie sich unermüdlich für ihre Wählerschaft ein. So wiesen sie immer wieder auf die große Wohnungsnot der sozial schwachen Bevölkerung hin, wie die Sitzungsprotokolle 1911 belegen.

Diesen Jahren des Aufbruchs folgten herbe Rückschläge. Ernst Peekhaus starb im April 1913, und sein Sitz ging bei der Nachwahl verloren. Nach der Spaltung der Partei auf Reichsebene 1917 wegen des Streits um die Zustimmung zu weiteren Kriegsanleihen trat die SPD Hilden zusammen mit anderen bergischen Unterbezirken zur USPD über. Im Laufe der auf das ganze Land übergreifenden revolutionären Unruhen und der Ausrufung der Republik nach dem Ende des 1. Weltkrieges bildete sich in Hilden nach dem Vorbild anderer Städte ein Arbeiter- und Soldatenrat, dessen Mitglieder sämtlich von der USPD gestellt wurden. Dieser führte die Stadt kurzzeitig.

Die Kommunalwahlen 1919 machten die USPD zur stärksten Partei in Hilden, mit 47,8 Prozent lag sie nahe bei der absoluten Mehrheit. Die SPD erreichte mit 70 Stimmen noch nicht einmal ein Prozent. Die SPD war mit gänzlich unbekannten Kandidaten angetreten; hingegen konnte die USPD Kandidaten vorweisen, die unter Sozialisten einen guten Ruf hatten: die alten Kämpen Ernst Hannemann und Friedrich Pfaffenbruder, den Redakteur Christian Schmitz und nicht zuletzt ihren Listenführer Konrad Renneisen. Eine absolute Mehrheit besaß die USPD nicht, das bürgerliche Lager war gleich stark. Der von der USPD nominierte Dr. Erich Lerch wurde 1920 zum Bürgermeister gewählt, er wechselte später zur DDP über und blieb bis zur Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 im Amt.

Die SPD selbst trat während der Zeit der Weimarer Republik in Hilden kaum mehr in Erscheinung. Bis 1929 erreichte sie nicht mehr als zehn Prozent der Stimmen. Erst 1930 gelang mit 45 Prozent wieder ein starkes Ergebnis, das aber bei der letzten freien Wahl 1933 mit dem Gewinn von nur einem Mandat nicht wiederholt werden konnte. 1928 wurde die Sozialistische Arbeiterjugend in Hilden wiedergegründet, bis 1930 wuchs sie auf annähernd 100 Mitglieder an. Im Oktober 1930 kam es in Hilden zur Gründung der Jungsozialisten. Eine besondere Frauengruppe hielt eigene Veranstaltungen ab, die stets gut besucht waren.

An der Spitze der Partei stand seit 1930 Josef Kremer als 1. Vorsitzender, sein Stellvertreter war Dr. Georg Becker, Lehrer an der Weltlichen Schule. Der Initiative Georg Beckers verdankt die Hildener Arbeiterbewegung die 1930 erfolgte Gründung des „Sozialistischen Kulturkartells“, in dem neben der SPD andere sozialistische Arbeiterorganisationen mitwirkten. Politische Bildung durch Kurse, aufklärende Vorträge, Filme waren das Hauptinteresse des Kulturkartells.