Bei den Gewerbegerichtswahlen 1901 kandidierten zum ersten Mal zwei Sozialdemokraten. Immerhin erhielten sie je 246 Stimmen gegenüber 392 bzw. 397 Stimmen der christlichen Liste. Hermann Jaspers und Friedrich Pfaffenbruder – Textilarbeiter war der eine, Schleifer der andere. Ein Menschenalter, bis in den Krieg hinein, waren sie die Seele der Hildener Arbeiterbewegung. Unermüdlich stellten sie sich als Kandidaten zu allen öffentlichen Ehrenämtern zur Verfügung, die die sozialistische Bewegung erringen wollte. Mit welchem Erfolg die beiden mit ihren Genossen gearbeitet haben, zeigten die Reichstagswahlen 1903. 867 Stimmen wurden in Hilden für den sozialdemokratischen Kandidaten, Hermann Springe, abgegeben. Damit wurde die Zentrumspartei erstmals überrundet, bekam Hilden seinen Ruf als „rote Hochburg“.
Im Vorfeld des direkten politischen Engagements entstand eine Reihe von Organisationen der Arbeiterkulturbewegung, wie 1901 der Arbeitergesangverein „Vorwärts“. Die Arbeitersportbewegung begann in Hilden Fuß zu fassen, neben den Metall- und Textilarbeitergewerkschaften wuchsen weitere Verbände heran, die sich 1904 zum Hildener Gewerkschaftskartell zusammenschlossen. Bürgermeister und Polizeibehörden hatten ihr Augenmerk immer nur auf die Partei gerichtet und übersehen, dass die Partei nur die – noch nicht einmal sonderlich große – Spitze eines Eisberges war.
Im November 1908 riskierten Sozialdemokraten zum ersten Mal den Sprung ins Stadtparlament. Die beiden Kämpen Friedrich Pfaffenbruder und Hermann Jaspers stellten sich in der 3. Klasse zur Wahl. Das Ergebnis war mager: 136 Stimmen bekam der eine, 132 Stimmen der andere. Viele sozialdemokratische Anhänger waren nicht in den Wählerlisten verzeichnet, andere waren den Urnen aus Protest gegen das reaktionäre Dreiklassenwahlrecht ferngeblieben.