Neue Chancen für Hilden und die SPD

Nach dem 2. Weltkrieg zogen britische Soldaten in die Waldkaserne ein, denn Hilden gehörte zur britischen Besatzungszone. Angelsächsische Elemente beeinflussten folglich die neu gewonnene politische Freiheit und prägten den Aufbau demokratischer Strukturen.

Bereits im Oktober 1945 lud Robert Gies zu einer Versammlung ein, um die Hildener SPD neu zu gründen. Einstimmig wurde der Vorstand gewählt, an seiner Spitze stand Robert Gies. Zwei Jahre später gründete sich ein Frauenausschuss, der den Parteivorstand in Frauenfragen beraten und Werbung unter den Frauen machen sollte, wie es Robert Gies dem Bürgermeister handschriftlich mitteilte. 1946 fanden erstmals nach der Nazidiktatur freie Kommunalwahlen statt, bei denen auch die wiedergegründete SPD antrat und knapp 32 Prozent erhielt. Bei den folgenden Kommunalwahlen 1948 konnte die SPD leicht hinzugewinnen und kam auf 34 Prozent. Die Wahlergebnisse der Hildener SPD hielten sich nach einem kurzen Dämpfer 1952 mit 28 Prozent konstant über 40 Prozent. Mitte der sechziger Jahre gelang es sogar, mehr als die Hälfte der Wähler auf der Seite der Sozialdemokratie zu vereinigen.

Einen schweren Verlust erlitt die SPD und somit auch die Hildener Sozialdemokraten im August 1952 durch den Tod ihres Parteivorsitzenden Kurt Schumacher, sein Leichnam wurde von Bonn nach Hannover überführt. Als das von Polizei eskortierte Trauergeleit mit 40 Autos Hilden passierte, standen 200 Mitglieder des Ortsvereins an der Autobahn Spalier und entboten dem Toten einen letzten Gruß.

Erster Fraktionsvorsitzender wurde 1946 Julius Kraut, der das Amt bis 1959 ausübte. Ihm folgte Hans Schneller, der den Fraktionsvorsitz von 1959 bis 1984 mit einer kurzen Unterbrechung durch Robert Gies (1969-1970) innehatte. Robert Gies, der langjährige verdiente Sozialdemokrat und Verfolgte des Naziregimes, wurde 1952 Bürgermeister. Dieses Amt bekleidete er – der von Beruf Arbeits- und Sozialdirektor in einem großen Unternehmen war – 17 Jahre lang. Er genoss großes Ansehen, nicht zuletzt auch wegen seiner in der Vergangenheit bewiesenen Unbeugsamkeit gegenüber dem Nationalsozialismus. Als Bürgermeister hat er sich stets für die sozial Schwachen engagiert. Und: Er war der „Vater“ der Städtepartnerschaft zwischen Hilden und Warrington, die sich aus den Kontakten mit den britischen Soldaten der Waldkaserne entwickelte und in dem Partnerschaftsvertrag von 1968 niederschlug.

Robert Gies und Julius Kraut stellten sich gemeinsam mit dem Beigeordneten Heinrich Strangmeier und der Ratsfraktion den Herausforderungen der Nachkriegszeit. Diese gestalteten sich in Hilden nicht anders als im gesamten Land: es galt, die Folgen des Krieges zu beseitigen, neue Strukturen aufzubauen und das Gemeinwesen wieder zum Leben zu erwecken. Mit enormem Einsatz und viel Kraft musste die große Wohnungsnot gelindert werden. Sie war das beherrschende lokalpolitische Thema über Jahre. So entstanden Neubaugebiete in der Stadt, wurden Siedlungen für Flüchtlinge und Vertriebene gebaut. Durch deren Zuzug hatte sich die Einwohnerzahl Hildens nach dem Krieg von 25.000 rasant auf 45.000 im Jahr 1966 erhöht. In der Folge mussten Schulen erweitert oder – wie das Schulzentrum Holterhöfchen – neu errichtet werden. Das Altenheim am Fliederweg entstand ebenso wie das Feuerwehrhaus und zahlreiche Sportanlagen.