Stadtentwicklung wird neuer Schwerpunkt der SPD

In den Jahren 1978-1982 erlebte Hilden als Folge von Wirtschaftskrisen durch Schließungen großer Industriebetriebe den Verlust von etwa 5.000 Arbeitsplätzen. Industriebrachen als Folge der Wirtschaftskrise, steigende Arbeitslosigkeit und sinkende Steuereinnahmen brachten immer neue Herausforderungen. Dies und die Folgeprobleme sowie die schleichende Verödung der Innenstadt veranlassten die SPD-Ratsfraktion, neue Prioritäten zu setzen: Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklung traten an die Seite von sozial- und kulturpolitischen Themen.

Rat und Verwaltung resignierten nicht und suchten aktiv und zügig nach neuen Lösungen. Hilden veränderte sich in den nächsten 25 Jahren zum Positiven. In Rekordzeit wurden Industriebrachen von Altlasten saniert, erschlossen und zur Gewerbeansiedlung verkauft. Heute findet man auf diesen Flächen kleine und mittlere Unternehmen mit gutem Branchenmix und einer Vielzahl von Arbeitsplätzen. Der Standort Hilden war wieder gefragt, ein privater Investor entwickelte den Itterpark. Und ein einst kleines Unternehmen, eine Ausgründung der Universität Düsseldorf, hat sich hier zum Weltmarktführer entwickelt: Qiagen.

In der Innenstadt hat der Rat Planungsrecht für Wohnungsbau an der Mühlenstraße, am Nove-Mesto-Platz, am Warringtonplatz und an der Berliner Straße geschaffen. Dort sind in kürzester Zeit Quartiere mit hoher Wohn- und Lebensqualität entstanden, die wesentlich zur Belebung der Innenstadt beitragen, wie auch die 1987 fertiggestellte Fußgängerzone, die neue Stadtbücherei und das neue Rathaus. Dies alles hat die SPD-Fraktion aktiv begleitet. Dabei spielte es keine Rolle, ob sie sich im Rat in der Minderheit befand oder in einer Koalition mit den Grünen die Mehrheit stellte. 1987 kehrte Gerd Kirchhoff in die Hildener Kommunalpolitik zurück. Zunächst als Beigeordneter, 1989 als 1. Beigeordneter übernahm er die Verantwortung für die Wirtschaftsförderung. Gerd Kirchhoff hat durch sein großes Engagement erheblich zum Strukturwandel und somit zum Wohlstand der Stadt beigetragen.

Zwei langjährige Forderungen der SPD wurden Ende der achtziger Jahre erfüllt: Die Städtepartnerschaft mit einer Stadt in Osteuropa wurde durch den Partnerschaftsvertrag mit Nové Město nad Metují 1989 verwirklicht, und der Neubau des Altenheims wurde beschlossen und 1992 fertiggestellt.

Bundesweit hatten Anfang der achtziger Jahre Bürgerbewegungen zum Schutze der Umwelt und gegen die atomare Aufrüstung als Folge des NATO-Doppelschlusses erheblichen Zulauf. Die Hildener SPD nahm diese Themen frühzeitig auf, positionierte sich und stritt innerparteilich gegen den Doppelbeschluss sowie den Ausbau der Atomkraft. Im Oktober 1983 veranstaltete der Ortsverein eine „Woche des Friedens“, an der auch die örtlichen Friedensinitiativen teilnahmen.

Den veränderten Prioritäten in Sachfragen folgte 1984 auch ein personeller Wechsel an der Fraktionsspitze. Jürgen Scholz löste Hans Schneller im Fraktionsvorsitz ab. Auch im Ortsverein vollzog sich ein Wechsel: Der stellvertretende Bürgermeister Hans-Günter Eckerth übergab 1986 den Vorsitz im Ortsverein an Günter Scheib, der ihm drei Jahre später auch in diesem städtischen Ehrenamt folgen sollte.

Bereits 1985 hatte der Ortsvereinsvorstand beschlossen, die Geschichte der Hildener SPD aufzuschreiben; für das Projekt verantwortlich war Gisela Losseff-Tillmanns. Gemeinsam mit ihr gab Günter Scheib 1987 den ersten Teil (1863-1933) der Dokumentation heraus, die insbesondere den Opfern des Nazi-Terrors gewidmet war.

In seiner achtjährigen Amtszeit als Parteivorsitzender nahm sich Günter Scheib besonders der Frage der ausländischen Mitbürger an und knüpfte enge Kontakte zu den Vereinen und ihren Mitgliedern. Er entwickelte die kommunalpolitischen Positionen der Hildener SPD weiter, festigte das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in ihn und die SPD. Damit schuf er die Voraussetzungen für den politischen Wechsel nach der Kommunalwahl 1994. Eine Koalition von SPD und Bündnis 90/Die Grünen wählte ihn zum ersten sozialdemokratischen Bürgermeister seit 1969. Er war zwei Jahrzehnte das „Gesicht“ der Hildener SPD.