Auch der Zusammenschluss von ADAV und der von Bebel und Liebknecht geführten „Sozialdemokratischen Arbeiterpartei“ im Jahre 1875 zur „Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands“ führte die Hildener Sozialdemokraten noch nicht aus der Diaspora heraus. Bürgermeister Wachtel berichtete am 18. Juni 1878 an den Düsseldorfer Landrat: „Der hiesige Verwaltungsbezirk hat sich bis jetzt von der Sozialdemokratie rein gehalten (…). Die hiesigen Fabrikanten haben auch bereits zu dieser berührenden Frage Stellung genommen und wollen diejenigen Arbeiter, die sozialdemokratischen Ideen zugetan sind resp. ihre Verbreitung beabsichtigen, entlassen. Ich habe die Auffassung, dass die hiesige Bevölkerung noch nicht von dem Gifte der Sozialdemokratie angefressen zu sein scheint.“
Am 21. Oktober 1878 wurde das „Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie“ verkündet – danach waren alle Vereinigungen, „welche durch sozialdemokratische, sozialistische oder kommunistische Bestrebungen den Umsturz der bestehenden Staats- und Gesellschaftsordnung bezwecken“, zu verbieten. Das Sozialistengesetz sollte jede sozialdemokratische Bewegung in Deutschland ausrotten. Sozialdemokratische Vereine und Organisationen, auch die Gewerkschaften, wurden sofort verboten, die Presse durfte nicht mehr erscheinen.
Die Auswirkungen des Gesetzes waren auch in Hilden spürbar. Die Polizei ließ es an Hausdurchsuchungen nicht fehlen. Schriften waren hin und wieder zu entdecken. So fand das in Zürich gedruckte illegale Parteiorgan „Der Sozialdemokrat“ wöchentlich mit bewundernswerter Pünktlichkeit auf Schmuggelpfaden seinen Weg auch nach Hilden. Hier gab es acht Bezieher dieser Zeitung. Irgendeine Parteiorganisation, und sei es in der bescheidensten Form, gab es aber nicht.
„Eine sozialdemokratische Agitation existiert hier nicht“, meldete Bürgermeister Wachtel am 20. August 1881. Zwei Jahre später sah das schon etwas anders aus. Zwar hieß es immer noch, eine sozialdemokratische Agitation sei nicht bemerkbar. Indessen, so fügte der Bürgermeister hinzu, „gehen viele Solinger Arbeiter nach hier, sodass eine Verbreitung der sozialdemokratischen Lehren zu befürchten steht“. Und 1887 war das „Gefürchtete“ dann eingetreten; „Die getätigten Reichstagswahlen haben bewiesen, dass eine sozialdemokratische Partei hier existiert. Außer bei dieser Gelegenheit merkt man von derselben nichts, die unter den Fabrikarbeitern, Schleifern und Hauswebern Anhang hat“.